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artour

Kultur, Magazin • 16.10.2025 • 21:15 - 21:45
Die Moderatoren der Sendung Thomas Bille und Evelyn Fischer.
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Moderatorin Evelyn Fischer.
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Moderator Thomas Bille.
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Originaltitel
artour - Das Kulturmagazin des MDR
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Kultur, Magazin
Rap auf dem Weg vom Kinderzimmer in die Social-Media-Welt Er war gerade mal 13 Jahre alt, als eines der Lieder von Brunly aus Dresden auf Tik Tok über Nacht viral geht. Brunly covert den Song "Ms Jackson" des enorm erfolgreichen Berliner Rappers Pashanim. Er singt aus seinem Kinderzimmer heraus, ganz auf sich allein gestellt. Akustikgitarre und das zarte Timbre eines Jungen kurz vor dem Stimmbruch. Die jungen Tik Tok User rasten geradezu aus, feiern Brunly in den Kommentaren und prophezeien: "Dieser Bro kommt mal ganz groß raus." Inzwischen hat der Clip auf Tik Tok über 5,4 Millionen Clicks und Brunly über 130.000 Follower. Mit dem Hype wird auch der bekannte Rapper Yung Yuri auf ihn aufmerksam, der ebenfalls über Tik Tok erfolgreich wurde. Er kontaktiert Brunly und gemeinsam bringen sie letztes Jahr den Song "Hin und her" heraus, der auf Spotify millionenfach geklickt wird. Auch Deutschlands erfolgreichster Streamer Papaplatte hat sich voller Respekt über die Karriere des jungen Musikers geäußert. Brunly steht damit exemplarisch für eine neue Generation von Musiker, die völlig allein und ohne fremde Hilfe bekannt werden und Aufmerksamkeit generieren. Clubs, Plattenlabels, Talentscouts, Marketingprofis oder Manager – all das braucht es nicht mehr in einer Welt, in der die Nutzer von sozialen Medien bestimmen, was angesagt ist und was nicht. Wer gut ist, setzt sich durch unter den vielen jungen Kreativen, die ihr Können auf Tik Tok und Co zum Besten geben. Seit diesem Sommer veröffentlicht Brunly nun seine ersten eigenen Songs. "Jetzt bin ich drin im Game, bei mir gibt's kein Time-Out", betont er darin. Mit mittlerweile 16 Jahren und deutlich tieferer Stimme ist er bereit, aus dem Hype eine wirkliche Karriere zu machen. Das Songcovern hat er nicht aufgegeben. Immer noch lädt er regelmäßig "Brunly-Versionen" bekannter Lieder auf Tik Tok hoch. Dort hat die Euphorie für seine ungenierten, puren Akustikeinlagen nicht nachgelassen. Durch die Welt ziehn - ohne Handy und ohne Geld. Warum junge Leute jetzt noch auf die Waltz gehen 800 Jahre alt ist die Tradition der Gesellenwanderung – Walz genannt. Sie ist seit 2015 immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Junge Menschen gehen seit Jahrhunderten nach ihrer bestandenen Gesellenprüfung auf Wanderschaft und ziehen von Ort zu Ort und verdingen sich in Werkstätten und Manufakturen – ihr Lohn: Kost und Logis. Drei Monate dürfen sie maximal bleiben, dann müssen sie, nur mit etwas Geld für den Weg, weiterziehen. Rund 500 Frauen und Männer begeben sich noch heute in Deutschland Jahr für Jahr auf Wanderschaft. Doch was treibt Anfang 20-Jährige heute an, dieser entbehrungsreichen Tradition zu folgen? Der Fotograf Holger Keifel hat sich sechs Jahre lang auf Spurensuche begeben. Sein Porträtband "Wanderschaft" ist gerade im Mitteldeutschen Verlag erschienen. artour hat ihn und einen ehemaligen Wandergesellen besucht, der nach vier Jahren Wanderschaft in Sachsen seine neue Wahlheimat gefunden hat. Die Meißner Porzellanmanufaktur – eine Westgeld-Fabrik der DDR. Ein Buch und eine Ausstellung erzählen die Geschichte des DDR-Edelporzellans Die legendären blauen Schwerter – das Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Meißen – gehören zu den bekanntesten Symbolen deutscher Handwerkskunst. Doch in der DDR erhielten sie eine besondere, oft widersprüchliche Bedeutung: Sie standen einerseits für Tradition und Qualität, andererseits für staatlich gelenkte Produktion und Exportpolitik. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmen diesem spannungsvollen Kapitel der DDR-Geschichte und deutscher Kulturgeschichte nun eine eigene Ausstellung im Japanischen Palais. Unter dem Titel "Die blauen Schwerter – Meißen in der DDR" beleuchtet sie die symbolische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle des Meißner Porzellans in der DDR-Zeit. Im Mittelpunkt steht die Fotografie von Gerhard Weber, der in den 1970er- und 1980er-Jahren mit präzisem Blick den Arbeitsalltag in der Manufaktur dokumentierte – zwischen Kunsthandwerk, sozialistischer Realität und stiller Poesie des Materials. Seine Aufnahmen zeigen nicht nur die kunstvolle Arbeit an Formen und Glasuren, sondern auch die Menschen, die hinter dem weltberühmten Markenzeichen standen. Begleitet wird die Ausstellung von einem Buch, in dem diese Geschichte, gut recherchiert, erzählt wird. artour hat sich Ausstellung und Buch angeschaut und mit Buchautoren und Kuratoren gesprochen. Und wir zeigen die Fotografien von Gerhard Weber als seltene Zeugnisse einer Zeit zwischen Kunst und Ideologie. Kriegsverbrecher auf der Flucht - Kirill Serebrennikovs Film "Das Verschwinden des Josef Mengele" Er entschied an der Rampe in Auschwitz über Leben und Tod, führte grausame medizinische Experimente durch. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der NS-Kriegsverbrecher Josef Mengele mit Hilfe seiner Familie und alter Freunde untertauchen. In Argentinien lebte er unter dem Namen Helmut Gregor, konnte für seine Heirat sogar deutsche Ausweisdokumente unter seinem richtigen Namen beantragen. Erst 1959 erging ein Haftbefehl gegen ihn, Mengele floh nach Paraguay und später nach Brasilien, wo er 1979 starb und als "Wolfgang Gerhard" beerdigt wurde. Für seinen Film "Das Verschwinden des Josef Mengele" adaptierte der im deutschen Exil lebende russische Regisseur Kirill Serebrennikov den gleichnamigen Roman von Olivier Guez. Konsequent in Schwarz-Weiß gefilmt blickt er in Zeitsprüngen auf den Abstieg Mengeles über seine Fluchtetappen und dokumentiert, wie verhaftet der Ewiggestrige in seiner Vergangenheit war, aber auch, wie leicht ihm das Verschwinden gemacht wurde. artour Kulturkalender * Filmstart "Stolz und Eigensinn", Dokfilm von Gerd Kroske, ab 9.10. im Kino * "Isolation Berlin" am 19.10. live im Kassa Jena * Kunstausstellung von Juliane Jaschnow über russische Propaganda, bis 14.12. im Kunstraum D21 Leipzig